Medical Editions 2018 · Nr.7 ISSN 1865–2417
Harnwegsinfektionen werden in der Regel von gramnegativen Keimen hervorgerufen. Hier hat sich die zunehmende Verbreitung multiresistenter Stämme zu einem großen Problem ausgewachsen. Resistente Keime sind mit speziellen Betalaktamasen mit breitem Wirkungsspektrum, so genannten Extended-Spectrum-Betalaktamasen (ESBL), ausgestattet, sodass viele der herkömmlichen Antibiotika – darunter nicht nur Penicilline
und Cephalosporine, sondern auch Fluorchinolone und Trimethoprim – unwirksam bleiben. Da die Neuentwicklung von Antibiotika mit der Ausweitung der Resistenzproblematik nicht schritthalten kann, besinnt man sich in der urologischen Behandlungspraxis wieder auf altbewährte Subs-
tanzen, die jahrzehntelang vernachlässigt wurden.
Ein solches Antibiotikum ist Pivmecillinam. Es handelt sich um ein oral verabreichbares synthetisches Penicillin, das bereits Anfang der 1970er Jahre entwickelt wurde. Angewendet wurde es bisher fast nur in den skandinavischen Ländern, wo es sich in der langjährigen Anwendungspraxis aus klinischer wie bakteriologischer Sicht bei Harnwegsinfektionen mit gramnegativen Erregern – auch den ESBL-bildenden – bewährt hat.