Medical Editions 2023 · Nr. 2 ISSN 1865–2417 | HIER Publikation im Vollbild lesen
Nach den Ergebnissen einer umfassenden globalen Analyse aus dem Jahr 2019 leiden weltweit etwa ein Drittel aller Männer und Frauen im Alter von 30 bis 79 Jahren an einer arteriellen Hypertonie.1 Für Deutschland liegen die Angaben zur Prävalenz nur unwesentlich niedriger.2-4 Die primäre (essentielle) Hypertonie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel genetischer und äußerer Einflussfaktoren sowie Alterungsprozessen. Sie führen in ihrer Gesamtheit zu Veränderungen der kardiovaskulären Regulationsvorgänge und letztlich zu einer Zunahme des systemischen Gefäßwiderstands als dem zumeist entscheidenden – unter vielen – pathophysiologischen Kausalfaktoren.5 Eine Hypertonie trägt zur Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen bei und ist damit der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor für eine erhöhte Morbidität und Gesamtmortalität.
Der medikamentösen Therapie des Bluthochdrucks kommt daher in Verbindung mit Änderungen des Lebensstils, etwa einer Ernährungsumstellung und einer vermehrten körperlichen Aktivität, eine zentrale Bedeutung für die individuelle Prognose von Hypertoniepatienten zu. Die komplexe Pathophysiologie der arteriellen Hypertonie erklärt einerseits, weshalb der Blutdruck durch verschiedene Medikamente mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus gesenkt werden kann, andererseits auch, weshalb eine Kombination von Antihypertensiva mit verschiedener Wirkungsweise den Blutdruck viel effektiver reduziert als eine Monotherapie.6
Wirkstoffklassen der ersten Wahl für die Behandlung der primären Hypertonie sind ACE-Hemmer bzw. Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB, Sartane), Kalziumantagonisten und Thiazide bzw. thiazidähnliche Diuretika.6,7 Ab einem systolischen Blutdruck von 160 mmHg (Hypertonie Grad 2) empfiehlt die Leitliniengruppe der deutschen Nationalen VersorgungsLeitlinie 2023 die bevorzugte Anwendung einer Kombinationstherapie. Sie präferiert damit die Addition eines zweiten Wirkstoffs gegenüber einer maximalen Ausdosierung eines Wirkstoffs, denn durch zwei niedrig dosierte Wirkstoffe mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus lassen sich Nebenwirkungen erfahrungsgemäß eher vermeiden als durch hohe Dosen eines Einzelwirkstoffs. Kombinationen vereinfachen daher eine oft notwendige Intensivierung der Therapie, um das individuelle Blutdruckziel zu erreichen.
Um im Rahmen einer Kombinationstherapie die Persistenz und Adhärenz zu fördern und die Tablettenlast zu reduzieren, empfiehlt die Leitliniengruppe in solchen Fällen den bevorzugten Einsatz einer Fixkombination gegenüber der freien Medikamentenkombination.7 Adhärenz ist definiert als das Ausmaß der Befolgung ärztlicher Anweisungen, etwa einer verschriebenen Medikation. Es beschreibt daher ein eher punktuelles Verhalten, während Persistenz, d. h. die Gesamtdauer einer medikamentösen Therapie bis zu deren Abbruch, Ausdruck eines langfristigen Adhärenzverhaltens eines Patienten ist. Mangelnde Adhärenz kann eine wichtige Ursache sein, wenn Blutdruckziele nicht erreicht werden und es zu potentiell tödlichen kardiovaskulären Folgekomplikationen und Endorganschädigungen wie etwa linksventrikulärer Hypertrophie, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Herz- oder Niereninsuffizienz kommt.6
In der vorliegenden Premium Selection werden Ergebnisse unter Studien- und „Real-World“-Bedingungen zur antihypertensiven Wirksamkeit dreier Fixkombinationen und der damit verbundenen Therapieadhärenz präsentiert, nämlich der Dreierkombination Perindopril / Indapamid /Amlodipin, der Zweierkombination Indapamid SR / Amlodipin und der Zweierkombination Perindopril / Indapamid. Alle drei Präparate enthalten somit Antihypertensiva der ersten Wahl. Die Ergebnisse untermauern die bekannten Vorteile solcher Fixkombinationen und die Leitlinienempfehlungen zu deren bevorzugtem Einsatz bei hohen Blutdruckwerten bzw. einer mittels Monotherapie nur unzureichend kontrollierbaren Hypertonie.
Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine interessante, informative und nutzbringende Lektüre!
1 NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC). Worldwide trends in hypertension prevalence and progress in treatment and control from 1990 to 2019: A pooled analysis of 1201 population-representative studies with 104 million participants. Lancet 2021;398(10304):957–80
2 Neuhauser H et al. 12-Monats-Prävalenz von Bluthochdruck in Deutschland. J Health Monit 2017; 2(1):57–63. DOI: 10.17886/RKI-GBE-2017-007.
3 Neuhauser H et al. Blutdruck in Deutschland 2008–2011: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2013; 56(5-6):795–801
4 Holstiege J et al. Diagnoseprävalenz der Hypertonie in der vertragsärztlichen Versorgung – aktuelle deutschlandweite Kennzahlen. 2020 (Versorgungsatlas-Bericht; Nr. 20/01) [cited: 2020-03-26]. https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/107/VA_20-01_Bericht_Hypertonie_2020-03-03_1.pdf
5 Oparil S et al. Hypertension. Nat Rev Dis Primers 2018;4:18014
6 Mancia G et al. 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the International Society of Hypertension (ISH) and the European Renal Association (ERA). J Hypertens 2023;41(12): 1874-2071
7 Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie – Langfassung, Version 1.0. 2023. DOI: 10.6101/AZQ/000502. www.leitlinien.de/hypertonie