Medical Editions 2019 · Nr.1 ISSN 1865–2417
Darauf hatten onkologisch tätige Ärzte lange gewartet: Im November 2017 erschien die im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Krebshilfe herausgegebene Neufassung der „S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom“. Lang erwartet deshalb, weil in den letzten Jahren zahlreiche neue medizinisch-wissenschaftliche Entwicklungen die Therapie vor allem der metastasierten Erkrankung grundlegend geändert – verbessert und differen- zierter gestaltet – haben. Entsprechend wurde das Kapitel 9 der Leitlinie (Therapeutisches Vorgehen bei Metastasierung und in der palliativen Situation) komplett überarbeitet und neu strukturiert.
In der neuen Leitlinie wurde die Empfehlung, jedem Patienten im Laufe der Erkrankung Zugang zu allen Therapiemodalitäten zu ermöglichen („Continuum of Care“), dahingehend präzisiert, dass die Patienten frühzeitig Zugang zu der effektivsten noch tolerablen Therapie haben sollten. Betont wird weiterhin, die medikamentöse Therapie – sofern eine solche angezeigt ist – unmittelbar im Anschluss an den Nachweis der Metastasierung einzuleiten, d. h. unabhängig davon, ob bereits Symptome bestehen oder nicht. Fortgeschrittenes Alter ist als solches keine Kontraindikation für eine systemische antineoplastische Therapie. Ein hoher Stellenwert wird in der Leitlinie weiterhin der interdisziplinären Tumorkonferenz beigemessen, um die Expertise der Spezialisten für die Entwicklung der individuellen Therapiestrategie zu nutzen. Aber auch der Patient selbst mit seiner Motivation und seinen Präferenzen muss unbedingt in die Therapieplanung mit einbezogen werden.