Medical Editions 2022 · Nr. 2 ISSN 1865–2417
Die Hyperkaliämie ist eine häufige, potentiell lebensbedrohliche Elektrolytstörung. Gefährliche Kaliumspiegel-Erhöhungen kommen besonders bei Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen vor und werden durch Arzneimittel, wie z.B. Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) oder kaliumsparende Diuretika, die viele dieser Patienten dringend benötigen, weiter verstärkt.
Trotz der weiten Verbreitung insbesondere bei kritisch kranken Patienten wird die Hyperkaliämie oft nicht diagnostiziert, da sie häufig lange Zeit nur wenig Symptome verursacht oder gänzlich asymptomatisch verläuft. Asymptomatisch bedeutet jedoch nicht ungefährlich. Kalium spielt bei vielen grundlegenden Prozessen des Lebens, wie zum Beispiel dem Aktionspotential von Nervenzellen, eine entscheidende Rolle. Erhöhte Kaliumspiegel können deshalb plötzlich auftretende kardiale Arrhythmien verursachen, die unter Umständen unmittelbar lebensbedrohlich sind.
Steht die Diagnose Hyperkaliämie fest, ist das Problem aber noch lange nicht gelöst. Es ist zwar naheliegend, mit Hyperkaliämie assoziierte Medikamente wie RAAS-Inhibitoren oder bestimmte Diuretika abzusetzen, doch viele dieser Substanzen erwiesen sich in klinischen Studien bei Herz- und Nierenerkrankungen als vorteilhaft, sodass ein RAAS-Inhibitoren- und/oder Diuretika-Verzicht unter Umständen mit schwerwiegenden Nachteilen für die betroffenen Patienten verbunden sein kann.