Medical Editions 2020 · Nr.1 ISSN 1865–2417
In den letzten Jahren hat sich das Spektrum wirksamer systemischer Therapieoptionen beim metastasierten Prostatakarzinom deutlich erweitert. Entsprechend komplex ist die Therapie- und Therapiesequenzauswahl geworden. Durch den frühzeitigeren Einsatz von Kombinationstherapien und durch mehrere sequenzielle Therapielinien hat sich die Prognose deutlich verbessert, das Prostatakarzinom ist auf gutem Weg, eine chronische Erkrankung zu werden.
Mit Apalutamid steht seit kurzem ein oral verabreichbares, nichtsteroidales Antiandrogen zur Verfügung, das direkt an die Ligandenbindungsdomäne des Androgenrezeptors ankoppelt und auf diese Weise die Androgendeprivationstherapie (ADT) – GnRH-Analoga/Antagonisten oder bilaterale Orchiektomie – durch einen zweiten Wirkansatz noch effektiver macht. Die Ergebnisse der beiden klinischen Schlüsselstudien mit Apalutamid werden in der vorliegenden Ausgabe der Premium Selection ausführlich und in übersichtlicher Form dargestellt.
Bereits Anfang 2019 erhielt Apalutamid aufgrund der positiven Ergebnisse der SPARTAN-Studie als erstes Medikament die europäische Zulassung für das nicht-metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom (nmCRPC) mit hohem Metastasierungsrisiko: Bei den Studienteilnehmern hatte sich zuvor unter einer laufenden ADT der PSA-Wert innerhalb von 10 Monaten oder weniger verdoppelt. Unter fortgesetzter ADT verlängerte Apalutamid das mediane metastasenfreie Überleben (MFS) gegenüber Placebo um mehr als 2 Jahre (von 16,2 auf 40,5 Monate). Ein Behandlungsvorteil zugunsten von Apalutamid war in allen Subgruppen nachweisbar, u. a. auch bei Patienten mit lokaler oder regionaler Lymphknotenbeteiligung. Von praktischer Bedeutung für die Patienten erscheint auch, dass die Zeit bis zur symptomatischen Progression durch Apalutamid verlängert wurde.